Auf Tuchfühlung mit Hunger und Armut – in Äthiopien beginnt heute die Fastenzeit
Seit vier Jahren hängt in der Kapelle der Schwesterngemeinschaft der Franziskanerinnen in Addis Ababa ein „Hungertuch“. Nicht nur während der heute in Äthiopien beginnenden sehr strengen Fastenzeit, das ganze Jahr über ist das Hungertuch zu sehen. In der Schweiz und in Deutschland wurde diese fast tausendjährige Tradition in den 70er Jahren neu entdeckt und belebt. 1976 mit einem Werk aus Indien, 1978 schuf der äthiopische Künster Alemayhu Bizuneh ein weiteres Hungertuch. Bis heute wird diese Tradition bei uns weitergeführt.
Da Peter Bachmann in den vergangenen Jahren bei dieser Schwesterngemeinschaft Gastfreundschaft erhielt, suchte er nach einem Hungertuch, das vor 40 (!) Jahren in allen Kirchen der Schweiz aufgehängt war. Er wurde schliesslich fündig und übergab es den Franziskanerinnen. Trotz einiger Bemühungen liess sich – leider – weder in der Schweiz noch in Deutschland ein Hungertuch mit äthiopischen Darstellungen finden.
Über den Namen, die tiefere Bedeutung im Mittelalter („Verhüllen des Mysteriums“), die reiche Bebilderung als Biblia pauperum zur anschaulichen Verkündigung lässt sich manches nachlesen. Toni Bernet-Strahm schreibt zum heutigen Verständnis: Es geht um den „Dialog zwischen reichen und armen Kirchen im Kontext unterschiedlicher Religionen und Kulturen. Die Fastenzeit sollte in einem ganz neuen Sinn eine Bussezeit sein, nämlich eine Umkehr zum Teilen. Teilen ist eine Neuentdeckung dessen, was christliche Botschaft heute bedeutet: Miteinander sowohl materielle Gaben (Entwicklungszusammenarbeit) wie auch spirituelle Erfahrungen und Impulse teilen.“ (Toni Bernet-Strahm zur Eröffnung der Hungertuch- Ausstellung «Auf Tuchfühlung mit Hunger und Armut am 13. Februar 2013 in Balzers)