Ein Rückblick auf unsere Arbeit in Äthiopien
Der 7. Januar ist der Weihnachtsfeiertag der äthiopisch-orthodoxen Kirche. Menschen kommen von nah und fern nach Lalibela, der symbolträchtigen Heiligen Stadt in der Region Nord-Wolo in Äthiopien, um dorthin zu pilgern. Sie kommen, um spirituelle Nahrung und Heilung zu finden. Peter Bachmann kam vor 20 Jahren wie jeder andere Pilger zu diesem Fest Gena nach Lalibela.
Er beobachtete die Umgebung mit seinem Mitgefühl und bemerkte viele grosse Herausforderungen, denen sowohl die Pilger als auch die Bewohner dieser Heiligen Stadt ausgesetzt waren. Er sah Bedürftige und Bettler auf allen Straßen. Er sah die Obdachlosigkeit der Pilger, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben geblieben sind. Diese Herausforderungen brauchten menschenwürdige Lösungen!
Peter begann Häuser und Wohnsiedlungen für Obdachlose zu bauen, er kümmerte sich um sie, indem er ihnen Grundbedürfnisse wie Essen gab und ihren Kindern ermöglichte, zur Schule zu gehen. Seither hat er kontinuierlich zu ihrer medizinischen Versorgung und Behandlung vor Ort und in einigen Fällen sogar im Ausland beigetragen, wo keine Heilung im Land selber möglich war. Er hat vieles getan, was die Menschen stets bestätigen.
Die Eröffnung der PBF-Memorialklinik
Da wir dieses Jahr Gena feiern, freue ich mich als Verantwortlicher in Kenia Peter zu vertreten bei der Eröffnung der Klinik. Sie wurde erbaut für die Menschen in Lalibela und im grossen Bezirk Nord Wollo als einen Beitrag zur Heilung gerade auch vieler Pilger aus der Ferne, die in diese heilige Stadt kommen.
Diese Klinik wurde in einer Rekordzeit von weniger als anderthalb Jahren während einer sehr schwierigen Zeit in Äthiopien gebaut. Bürgerkriege und wirtschaftlicher Niedergang prägten das Land. Sie sollte ein großes und immerwährendes Zeugnis für mehr Würde für die Ärmsten und das Leiden der Menschen weit über Lalibela hinaus werden.
Neben der Eröffnungszeremonie der Klinik besuchten wir das Laudato Si Village, eine von PBF in Partnerschaft mit der Stadtverwaltung gebaute Wohnanlage für obdachlose Familien. Ihr Name soll erinnern an das weltweite Rundschreiben von Papst Franziskus über die Erhaltung der Schöpfung. An diesem Festtag verteilten wir Lebensmittel an die Bedürftigen, damit sie Gena mit ihren Familien und Nachbarn trotz grösster Armut feiern können. Später traf sich die PBF Community in der Pilgerherberge Pearl zu einem gemeinsamen schlichten Festmahl.
Ein Besuch in Bonga bei den Manja
Die Manja sind eine historisch marginalisierte Volksgruppe, die unter der Mehrheit der Kaffa im Südwesten Äthiopiens lebt. Aufgrund ihres Lebensstils werden sie weitgehend ignoriert und vernachlässigt. Sie werden wie Ausgestoßene behandelt und haben nur begrenzten Zugang zu den grundlegenden Dienstleistungen, die von Regierungämtern bereitgestellt werden.
PBF hat durch einen unserer Verantwortlichen in Äthiopien, Getachew Sale, diesen Zustand im Einzelnen untersucht. Getachew ist Ernährungswissenschaftler. Seine Ermittlungen betreffen vor allem die Manja Community. Schlechte Ernährung in Verbindung mit einem unhygienischen Lebensstil hat diese Gemeinschaft einer seltenen Krankheit ausgesetzt: Elephantiasis! Die Betroffenen entwickeln Schwellungen und Schmerzen an den Beinen. Diese Krankheit ist nicht lokal heilbar und die Opfer leiden sehr. Der katholische Franziskanerpriester vor Ort, P. Mathewos Shemsu, der mit PBF schon früher in anderen Gemeinden gearbeitet hat, empfahl eine Therapie zur Behandlung der Krankheit. PBF hat darauf ein Gesundheitszentrum gebaut, in das die Patienten regelmässig mindestens jeden Monat zu einer Therapie kommen können. Füße und Beine werden gründlich gewaschen und eine Kräuter- und Ölsalbe aufgetragen. Die Zahl derer, die zu dieser von freiwilligen Krankenschwestern durchgeführten Therapie kommen, ist überwältigend! Wir als PBF versuchen unser Bestes mit den begrenzten Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Die Nachfrage ist immens. Allein diese Elephantiasis-Therapie erfordert jeden Monat 2.500 US-Dollar. Es gibt noch weitere Bedürfnisse wie Unterkunft, Zugang zu sauberem Wasser und Bildung, die wir bisher für diese total ausgegenzten Menschen nur ungenügend bereitstellen konnten. Grosse Aufgaben stehen uns bevor!
Ein Besuch im Zentrum VDI für Strassenmenschen in der Metroplole
Addis Abeba wächst sehr schnell. Wie in jeder anderen Stadt ziehen viele Menschen vom Land in die Stadt, um dort ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Neben zahllosen Jugendlichen, die in der Hoffnung auf Arbeit kommen, vertrauen auch Alte und Kranke darauf eine Zukunft in der Stadt zu finden, also einen Lebensunterhalt und Pflege. Unser VDI ist ein Zentrum, das alte, kranke und schutzbedürftige Obdachlose täglich aufnimmt. Oft sind es mehr als 80 Menschen. PBF unterstützt dieses Projekt im Zentrum der Hauptstadt, in der Nähe von Piassa, seit 15 Jahren. Viele Menschen kommen täglich hierher, um mindestens eine warme Mahlzeit am Tag zu bekommen. Für sie alle ist das VDI zum Lebensmittelpunkt geworden. Einige andere haben hier sogar eine Schlafgelegenheit. Neben einer monatlichen Zuwendung für den Gründer, Terfa Dinka, unterstützt PBF Reparaturen und die Instandhaltung dieses Zentrums. Unsere Stiftung bezahlt die monatlichen Verpflegungskosten und anfallende medizinische Zahlungen. Bisher belaufen sich unsere Beiträge auf monatlich 2.500 US-Dollar. Wie ich von Terfa erfahren habe, reicht dieser Betrag nicht mehr aus. Der wirtschaftliche Niedergang des Landes ist enorm. Der äthiopische Birr, die Landeswährung, hat gegenüber dem Dollar um das 1,5-fache an Wert verloren!
Die Wirtschaft
Wie bereits erwähnt, Äthiopien erlebt einen katastrophalen wirtschaftlichen Zusammenbruch. Ursachen dafür sind Bürgerkriege, Misswirtschaft und allgemeine Unsicherheit. Menschen haben ihre Arbeit verloren, die Bewegungsfreiheit im Land ist eingeschränkt, das heißt, Waren und Dienstleistungen sind für die Bevölkerung, insbesondere die Landbevölkerung, nicht mehr zugänglich. Die Preise für Waren und Rohstoffe haben sich im letzten Jahr verdreifacht.
Die sozialen Herausforderungen, die PBF seit 20 Jahren in Äthiopien aufgreift, sind exponentiell gestiegen. DAS IST DIE BEDRÜCKENDE TRAURIGE Lage in Äthiopien.
Dan Amolo,
PBF-Direktor/Kenia und Augenzeug