Lalibela ist befreit und die Menschen kehren in ihre Häuser zurück
Seitdem die heilige Stadt Lalibela und ganz Nord-Wollo von den TPLF-Rebellen befreit ist, kehren unsere Menschen, die sich in Sicherheit gebracht haben, zurück.
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Unsere lokalen Vertreter, die in Bahir Dar Nothilfe geleistet haben, besuchten Lalibela und Gashena und stellten uns folgenden Bericht zu.
Allgemeine Lage:
Menschen, die von PBF unterstützt und begleitet werden, sind meistens alt, krank und behindert. Sie sind seit fast vier Monaten in dem von Rebellen gehaltenen Lalibela auf eine Art eingesperrt. Sie haben Folter, Hunger und andere Misshandlungen, einschließlich Vergewaltigung von Frauen und jungen Mädchen, ertragen müssen.
Die folgenden Beobachtungen wurden von unserem Team gemacht:
Die Stadt ist überbevölkert von Militärangehörigen und gleicht einem Militärstützpunkt. Nur wenige Geschäfte und Cafés sind geöffnet und bedienen die Truppen. Wenige Leute verlassen ihre Unterkunft. Sie wagen sich noch immer nicht aus ihren Häusern und haben noch immer Angst vor einer möglichen Rückkehr der Rebellen, die ihnen sehr viel Leid angetan haben. Diejenigen, die die Stadt verlassen haben, zögern ebenfalls, zurückzukehren.
- Gesundheitszentren:
Alle medizinischen Geräte und Medikamente sind von den Rebellen geplündert worden. Sie haben das, was sie gefunden haben, nur für sich selbst verwendet und die Einheimischen monatelang ohne jegliche medizinische Versorgung zurückgelassen. Auch das medizinische Personal hatte die Stadt zu seiner eigenenSicherheit verlassen. Als einzig positiver Punkt ist zu vermerken, dass Freiwillige (z.T. auch Mitglieder von PBF) vor Ort geblieben sind und sich um Einzelfälle wie z. B. Geburten, kümmern konnten.Die Regierung hat offiziell dazu aufgerufen, dass alle medizinischen Fachkräfte ihre Arbeit wieder aufnehmen sollen. Die Freiwilligen vor Ort und die Kirche bemühen sich in Zusammenarbeit mit der Regierung um Unterstützung sowohl finanziell als auch in Form von Sachleistungen um eine vollständige medizinische Versorgung sicher zu stellen. - Elektrizität:
Die Wiederherstellung der Stromversorgung wird einige Zeit in Anspruch nehmen, da die Hauptstromversorgung für die Region in der Region Tigray liegt und während des Konflikts bombardiert wurde. Dies wird die Erbringung grundlegender Dienstleistungen definitiv beeinträchtigen. - Bildung:
Die Schulen sind seit mehr als sechs Monaten geschlossen, und die Schüler sind immer noch zu Hause. Das bedeutet, dass die Kinder fast ein ganzes Schuljahr verloren haben.Die Schulen wurden von den Rebellen und nun auch von den Streitkräften als Militärstützpunkte genutzt. Die Einrichtungen der Schulen wurden verwüstet und alles, was irgendwie transportabel war, gestohlen. - Wasser
Es gibt kein fliessendes Wasser. Die für Wasserversorgung zuständige Behörde lässt mit Anhängern Wasser aus den Flüssen transportieren, so dass die Menschen etwa 20 Liter pro Haushalt bekommen. Sie müssen schon um 4 Uhr morgens aufstehen, um dieses lebenswichtige, ungereinigte Wasser abzuholen.Es gibt bereits Patienten, die wegen durch Wasser übertragener Krankheiten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ursache ist das schmutzige Wasser.
- Nahrung:
Die Menschen müssen ihr Getreide mit den traditionellen Mahlsteinen mahlen, für manche eine nicht mehr geläufige Tätigkeit. Die mit Diesel betriebenen Mühlen liegen weit entfernt.
- Kommunikation:
Jegliche Art von Internetzugang ist noch immer gesperrt. Es ist gut, dass wenigstens Telefonate möglich sind. Aufgrund der eingeschränkten Kommunikation gibt es keine Internetsignale. Die Menschen sind gezwungen, hohe Beträge zu zahlen, um ihre Telefone über Generatoren aufzuladen.
- Banken:
Die Banken sind beschädigt und ausgeraubt. Es wird davon ausgegangen, dass sie Anfang Januar zum äthiopischen Weihnachtsfest, Genna, ihren Betrieb wieder aufnehmen können.
- Privateigentum:
Die Rebellen haben private Fahrzeuge gestohlen und diejenigen beschädigt, die sich nicht bewegen liessen. Einige Hotels sind beschädigt und ausgeraubt. Alles nicht niet- und nagelfeste Gut wurde gestohlen. Alle kleinen Geschäfte und Restaurants wurden zerstört und ausgeraubt. Einzelne verschlossene Häuser wurden aufgebrochen und geplündert. Matratzen, Generatoren, Maschinen und sogar Lebensmittel wurden gestohlen, selbst bei unseren eigenen, sehr armen Leuten.
- Kirchen:
Unsere Kirchen wurden nicht beschädigt. Diese Feststellung gibt uns eine gewisse Kraft, ja wir sind darüber sehr froh. Die Kirchen bedeuten alles für die Menschen hier. - PBF-Projekte:
Gaschena Gaschena-Klinik Klinik:
Die Emmanuel-Medium-Clinic ist sehr stark beschädigt und völlig geplündert. Wir fanden leere Räume vor, und es ist sehr traurig für unsere PBF, dieses so wichtige Projekt mit diesen enormen Zerstörungen zu sehen. Alle Materialien, Apparate und Gesundheitseinrichtungen wurden geplündert, die Räume in eine Küche verwandelt, die Böden voller Blutspuren und vieles mehr in dieser Art. Es ist so schmerzlich und herzzerreissend, unsere vorher so erfolgreiche, blühende Klinik auf diese zerstörerische Weise zu verlieren und jetzt nicht in der Lage zu sein, die so notwendigen medizinischen Dienste zu leisten, die die Menschen am allerdringendsten benötigen.
Das HCB-Blockprojekt in Lalibela ist beschädigt und zwei Gussformen wurden gestohlen. Die Wasserpumpe der Autowaschanlage wurde ebenfalls gestohlen.
Menschen, die von PBF begleitet und unterstützt werden:
Wir konnten einige unserer Menschen – endlich – wieder sehen und besuchen. Es sind Betagte, Mittellose, Behinderte und Kranke. Wir haben ihre Lebenssituation und ihre wirklichen Bedürfnisse zu erfahren. Nach dieser persönlichen Begegnung haben wir uns während Monaten gesehnt. Fast alle, die wir besucht haben, erzählen uns von fast gleichen Problemen. Es sind ja auch die Menschen, die in normalen Zeiten in ihrem Alltag mit grossen Entbehrungen leben müssen. Wir konnten in die Armenviertel gehen, um unseren Menschen zu begegnen, sie zu sehen, zu besuchen. Einige Beispiele
Deytenu Debeb:
Sie lebt in einem Armenviertel in der Nähe der Kirchen und hat eine schreckliche Zeit während der Besatzung von Lalibela erlebt. Sie musste Lebensmittel auf Kredit kaufen, den sie zurückzahlen muss, wenn sie kann. Aber sie weiss natürlich nicht, wann überhaupt. Der Händler war so entgegenkommend, ihr einen Kredit zu geben, obwohl er wusste, dass sie ihn wohl nie zurückzahlen kann. Sie musste auch von Tür zu Tür gehen und um Essen betteln. Sie sagte: «Ich wünsche mir, dass PBF meine Schulden begleichen kann und dass ich auch ein wenig Nahrungsmittelnothilfe für die nächste Zeit erhalte». Sie möchte auch, dass wir ihr eine Matratze und eine Decke kaufen, da sie auf dem nackten Boden schläft.
Asrebeb Yalew:
Auch sie ist eine unserer alten, mittellosen Frauen, die in den Slums lebt. Sie hat einen alten kranken Mann, der den ganzen Tag im Bett bleiben muss. Sie allein kümmert sich um ihn und macht sogar Injera, was viel Arbeit bedeutet. Sie ist so bekümmert, dass sie von anderen Leuten diskriminiert wird, nur weil sie eine Unterstützung erhalt von PBF. Es besteht die irrige Meinung, dass ihr von PBF grosszügig geholfen wird. Sie ist sehr traurig darüber wie aus dem Video zu sehen ist. Sie wäre froh etwas Nothilfe für ihren Lebensunterhalt zu bekommen.
Endayehu Asefa:Wir trafen sie, als sie den traditionellen Schleifstein zum Mahlen ihrer Lebensmittel benutzte. Man kann sehen, wie arbeitsintensiv und schwer das gerade für die alten Frauen ist. Sie lebt allein und hat niemanden, der ihr hilft. Sie überlebte diese harten Monate damit, ihre Nachbarn um etwas Essen zu bitten. Sie braucht dringend unsere Unterstützung. Sie möchte auch, dass wir ihr Obdach, das sie von der Verwaltung (Kebele) bekommen hat, herrichten. Die Wände stürzen fast über ihr ein.
Tsedal Endalew:
Sie ist eine unserer Behinderten. Diese Monate waren noch schlimmer für sie. Ihre Schwester muss die Leute um ein Darlehen bitten, um sie ernähren zu können. Jetzt braucht sie dringend unsere Hilfe, um ihre Schulden zu begleichen, die Miete für die Unterkunft zu bezahlen und den Lebensunterhalt für die nächste Zeit zu sichern.
Serkie Haile:
Sie ist eine unserer Mittellosen, die in einer Kebele-Notunterkunft in den Slums lebt. Sie beschrieb die vergangenen vier Monate als «wir haben durch ein Wunder Gottes überlebt». Sie sagte, es habe niemanden gegeben, den ich um etwas Essen bitten und anflehen konnte». Was die Situation noch schlimmer macht, ist die Tatsache, dass sie von jeglicher Nothilfe ausgeschlossen wurde, nur weil sie bisher von PBF Unterstützung erhielt.
Yeshihareg Asefa:
Sie ist eine unserer Behinderten, die im Amanuel Village lebt. Sie hat in dieser Zeit bei Bekannten um Nahrungsmittel gebettelt. Das Schlimme daran ist, dass sie sich den Weg zu einer Mühle nicht leisten kann noch dass sie die traditionelle Art mit dem Mühlstein wegen ihrer Behinderung nicht nutzen kann. Auch sie war auf die Hilfe anderer angewisenen. Sie hofft auf finanzielle Unterstützung, um sich die Grundnahrungsmittel zu kaufen.
PBF beklagt den Tod von drei Menschen, denen wir bisher helfen konnten:
Es geht uns sehr nahe und tut uns leid erfahren zu müssen, dass drei Menschen von PBF an Hunger und Unterernährung gestorben sind. Wir trauern um Mamie Gobeze ,G/Tsadik Berhanu, Nebebu Worke.
PBF-Team: Mesay, Sisay, Abebe am 28. Dezember 2021 in Lalibela