5. August: Besetzung von Lalibela durch die Rebellen – Schäden am UNESCCO-Weltkulturerbe und Verlust von Menschenleben
Tigrayische Rebellen haben am frühen Donnerstagmorgen 5.8.2021 die Kontrolle über die historische Stadt Lalibela in Äthiopien übernommen.
Die Besetzung der Stadt durch die Rebellen erfolgte zu einem Zeitpunkt, als sich die Kämpfe im Konflikt über Tigray im Norden hinaus auf die benachbarten Regionen Amhara und Afar ausgeweitet haben.
Lalibela ist eine historische Stadt von grosser religiöser und kultureller Bedeutung, doch das Wichtigste ist im Moment, dass die Menschen leiden. Doch die internationale Presse stellt nur die Einnahme des UNESCO-Kulturerbes von Lalibela in den Vordergrund ihrer Berichtertattung.
Die Peter Bachmann Stiftung, die verschiedene Aktivitäten in dieser heiligen Stadt unterstützt, ist äusserst besorgt über die aktuelle Situation, da die Begünstigten unserer Projekte meistens Alte, Kranke, Behinderte und Kinder sind. Sie sind von dieser Belagerung besonders betroffen.
Hunderte Menschen sind hoffnungslos auf der Flucht, ohne dabei ein bestimmtes Ziel zu haben. Nur Frauen, Kinder, alte und kranke Menschen wurden zurückgelassen, weil sie nicht in der Lage sind wegzugehen.
In der Stadt und der Umgebung gibt es keine Wasser-, Strom- und Telekommunikationsverbindungen. Die lokale Verwaltung gibt den hilflosen Bewohnern keine Anweisungen.
Die Bewohner sagen, die TPLF-Rebellen seien am Nachmittag gekommen, und es habe keine Kämpfe gegeben. Es waren auch keine Sicherheitskräfte in der Nähe. Die Zentralregierung hatte zuvor die Armeeangehörigen und lokale junge Amhara-Milizen angewiesen, die Stadt zu räumen und die Bewohner machtlos zurückzulassen.
Für PBF kam diese Besetzung sehr überraschend, da in der amtlichen Mitteilung der Regierung den Einwohnern zuvor Sicherheit zugesichert worden war. Unser Verantwortlicher vor Ort, Messay Mekuanent, ist derzeit in Addis Abeba, um Material für unser Amanuel-Pilgerzentrum zu beschaffen. Dieses wird im Januar 2022 zum Fest Genna für einheimische Pilger eröffnet.
Moritz Kallmayr, ein Freund von PBF aus Südafrika, ist in Lalibela gestrandet. Flüge und öffentliche Verkehrsmittel waren gestoppt worden. Er war nach Lalibela gereist, um Einheimischen, die an unserem Bienen- und Baumprojekt teilnehmen, eine Schulung in moderner Imkerei zu vermitteln. Dan Amolo, unser Projektleiter, der ebenfalls auf dem Weg nach Lalibela war, um ein Wasserprojekt einzuweihen, hat es ebenfalls nicht geschafft, dorthin zu gelangen und ist in Addis gestrandet.
Die in Lalibela verbliebenen Menschen berichten, dass sogar verschlossene Geschäfte von den Besatzungstruppen verwüstet und geplündert werden. Auch wenn sie den Bewohnern Schutz und Sicherheit versprechen, ist völlig unbekannt, was in den nächsten Tagen geschehen wird. Viele Menschen sorgen sich um die Sicherheit und das Überleben der in der Stadt verbliebenen gefährdeten Bevölkerung und derjenigen, die in die ländlichen Dörfer und in die Berge geflohen sind. Lalibela ist auf Nahrungsmittellieferungen aus anderen Regionen angewiesen. Die Reserven sind erschöpft, und es droht eine Hungersnot, da die Regierung humanitären Organisationen den Zugang zu den besetzten Gebieten verwehrt.
Dan Amolo, für PBF in Addis Abeba