Die PBF Emmanuel Middle Level Clinic (EMC)
Die Klinik wurde vor zehn Jahren von einem jungen Medizinstudenten aus Lalibela, Ashenafi Mesele Mamo, im abgelegenen Dorf Gashena in Äthiopien gegründet und gebaut. Gashena liegt an zwei sehr wichtigen Verbindungsstrassen zwischen Süden und Norden und Osten. Die Klinik bietet grundsätzlich kostenlose medizinische Dienstleistungen für die lokale Bevölkerung an, bei der es sich hauptsächlich um Bauern handelt. PBF hat während eines Jahrzehnts die Gebäude finanziert und unterstützt den Betrieb weiterhin mit medizinischer Versorgung und Personalkosten.
Kostenteilung und Eigenverantwortung
Seit Januar 2020 tragen Patienten bei und übernehmen teilweise die Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente. Auf diese Weise kann eine gewisse Nachhaltigkeit für die Klinik gewährleistet und eine uneingeschränkte Abhängigkeit von Spenden vermieden werden. Damit haben wir – endlich – im Januar 2020 anfangen können. Auf diese Weise erreichen wir von den Patienten einen Betrag zwischen 400 und 450 Dollar monatlich. Damit konnte die Unterstützung von PBF um 13,5 Prozent reduziert werden. Das Ziel ist längerfristig, dass sich die Klinik zunehmend selbsttragend finanziert.
Unsere jährliche Kampagne von Augenoperationen
EMC führt jedes Jahr in einem grossen Stil eine Kampagne zur Pflege der Augen durch. Sie richtet sich an die Gesamtbevölkerung dieser Region. Viele Menschen verlieren schon sehr früh ihr Augenlicht aufgrund behandelbarer tropischer Augenkrankheiten. PBF unterstützt diese medizinische Aktion jedes Jahr. Seither haben mehrere hundert Einheimische von spezialisierten Behandlungen und kleineren Operationen profitiert. Im März 2021 führte EMC wiederum diese Aktion durch. 143 Augenpatienten nahmen daran teil, um kleinere und grössere Operationen von Spezialärzten durchführen zu lassen. Die Finanzmittel für diese Aktion wurden von der Ruth Baumer Stiftung, Zürich, und von PBF bereitgestellt.
Covid-19 Auswirkungen
Wie überall auf der Welt hat die Corona-Pandemie enorme negative Auswirkungen auf unsere Arbeit unter den armen Landbewohnern in Äthiopien. Verschwörungstheorien aller Art und vieles mehr, was mit Covid-19 verbunden ist, haben die medizinische Versorgung weiter erschwert. Die Menschen haben Angst, einen Arzt aufzusuchen. Viele Menschen sterben an Krankheiten, die sonst behandelt werden könnten, wenn sie sich die notwendigen Medikamente verschaffen würden. Bei EMC versuchen wir auf jede Art und Weise, diesen Fehlinformationen entgegenzuwirken, indem wir der Community richtige Informationen vermitteln. Frauen und Kinder sind dabei am stärksten betroffen. Mehrere Kinder und ihre Mütter sind während der Geburt eines Kindes außerhalb des Krankenhauses gestorben.
Aufgrund der Viruspandemie entstehen uns zusätzliche Kosten für z.B. Handschuhe, Masken, Desinfektionsmittel, PSA-Materialien. Dies hat unser monatliches Ausgabenbudget massiv erhöht. Wir können nur auf bessere zukünftige Zeiten hoffen, wenn die Krankheit unter Kontrolle ist.
Neue Herausforderungen
Wir sind für unsere Medikamentenlieferungen auf Händler angewiesen. Die Preise wurden jetzt durch allerhand Probleme im Land erhöht. Abgesehen von der globalen Pandemie und einer allgemeinen Wirtschaftskrise leidet Äthiopien unter einer zunehmend erhöhten innenpolitischen Instabilität. Alle Teile der Gesellschaft sind betroffen, insbesondere die Wirtschaft, aufgrund der Inflation. Auch dies hat sich negativ auf unsere Arbeit ausgewirkt, da die Preise für wichtige Güter und Dienstleistungen, die wir für unseren täglichen Betrieb benötigen, um fast 110% angestiegen sind.
Reparaturen und Renovierungen
Am Anfang unserer Tätigkeit stand ein halbfertiges Provisorium. Noch immer sind wir dort tätig – seit sehr vielen Jahren! Neue kleine, eher dauerhafte Gebäude kamen nach und nach hinzu. Nun muss die Anlage in mancher Hinsicht repariert und renoviert werden. Manche unserer Zimmer sind in einem schlechten Zustand. Auch da ersuchen wir die Unterstützung von PBF. Im September 2021 dürfen wir auf ein 10jähriges Bestehen unserer Klinik zurückblicken…und feiern.
Unterwegs in die Selbstständigkeit
Wir haben uns an PBF gewandt, um einen 4WD-Van zu erwerben, den wir an andere öffentliche und private Organisationen vermieten, um damit Geld zu verdienen. Auf diese Weise lassen sich unsere finanziellen Lücken schließen und wir können auf Eigenständigkeit hinarbeiten.
Zudem haben wir ein Stück Land erworben, auf dem wir längerfristig ein einfaches Gästehaus für Überland-Lkw-Fahrer errichten wollen. Viele von ihnen legen in unserem kleinen Ort Gashena, einem wichtigen Strassenknotenpunkt, einen Zwischenhalt ein. Mit diesen Plänen und Hoffnungen erwarten wir die Dienstleistungen an dieser weitgehend vom Staat vernachlässigten Bevölkerung auch in Zukunft selber mittragen zu können.
Ashenafi Mesele, Gründer und Leiter der Klinik