Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeit der Peter-Bachmann-Foundation in Kenia
Die PBF unterstützt verschiedene Projekte in Kenia.
Dazu gehören:
- ein Mikrokreditprogramm für Frauen in ländlichen Regionen, in Kitui
- Frühkindliche Bildung im Kibera-Slum, Nairobi
- Sportangebote für Jugendliche in Mwingi und im Mathare-Slum, Nairobi
- Ausbildung in Ziegelproduktion in Bondo
- „Bees & trees“ – ein Bienen- und Baumschulprojekt in Bondo
- Schulspeisungen im Mathare-Slum
- die Verteilung von wiederverwendbaren Damenbinden an Mädchen in ländlichen Gebieten und im Mathare-Slum
Die „Page Vision School“
In Kenias Hauptstadt Nairobi leben etwa 4 Millionen Menschen, ein Grossteil davon in Slumgebieten. Eines der grössten ist das Mathare Valley, wo etwa 600’000 Menschen auf engstem Raum leben. Eine mangelnde Infrastruktur, beengte Verhältnisse, kaum durchlüftbare Wohnungen, Gemeinschaftstoiletten, schlechte hygienische Bedingungen und der fehlende oder nur unregelmäßige Zugang zu sauberem Wasser machen die Umsetzung der Präventionsstrategien der lokalen Behörden zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus wie „social distancing“, „handwashing“ and „general hygiene“ unmöglich.
Hier unterstützt die Peter-Bachmann-Foundation die Schule „Page Vision“, eine informelle Schule für Kinder und Jugendliche aus dem Mathare-Slum, deren Eltern über keine finanziellen Mittel verfügen, ihre Kinder an eine staatliche Schule zu schicken. „Page Vision“ wurde von zwei jungen Männern, George Orimba und Paul Onyanch gegründet. Dafür wurden aus Karton und Blech Hütten gebaut und in Klassenzimmer verwandelt. Die Peter-Bachmann-Stiftung sorgt dafür, dass die „Page Vision School“ und andere Schulen, insgesamt 500 Kinder und Jugendliche, täglich eine Mahlzeit bekommen. Außerdem werden die Mädchen mit wiederverwendbaren Damenbinden versorgt, um ihren Schulbesuch zu gewährleisten.
SCHÜLERZAHLEN
Derzeit sind es 270 Kinder und Jugendliche, die die Grundschule von Klasse 1-8 besuchen.
KLASSENZIMMER
Lediglich zwei der sechs Klassenzimmer wurden aus Stein und Beton errichtet. Alle anderen sind kleine, dunkle Räume aus Schlamm und Karton, mit einem Wellblechdach. Hier sitzen die Kinder während des Unterrichts dicht an dicht auf dem Erdboden.
AUSSTATTUNG
Die Schule verfügt weder über fliessendes Wasser, noch über sanitäre Einrichtungen wie Toiletten. Die SchülerInnen müssen etwa 150 Meter laufen, um eine öffentliche und kostenpflichtige Toilette zu benutzen, oder sie gehen zum nahegelegenen Fluss. Es gibt auch keine Küche.
LEHRER
Die Schule wird von Freiwilligen aus Mathare betrieben, denen nur dann eine geringe Aufwandsentschädigung gezahlt werden kann, wenn einige Kinder die monatliche Gebühr von 5 USD bezahlen (die meisten Eltern können diesen Betrag nicht erhöhen).
SCHÜLER UND SCHÜLERINNEN
Die Mehrheit der Kinder stammt von alleinerziehenden Müttern, die in der Nachbarschaft als Haushaltshilfe oder Strassenverkäuferin arbeiten. Sie verdienen durchschnittlich 3 USD pro Tag mit ihrer Arbeit. Dieser Tageslohn reicht kaum, um ihre Familien zu ernähren und daher ist es unmöglich von diesem Einkommen Schulgeld für ihre Kinder für die staatlichen Schulen aufzubringen. Diese kosten zwar offiziell keine Gebühren, jedoch sind die Kosten für Schulmaterialien, Uniformen und Zusatzkosten genauso hoch, wie die früheren Schulgebühren.
SCHULSPEISUNGEN
Um den fast 300 SchülerInnen täglich eine warme Mahlzeit anbieten zu können, wird „Uji“ zubereitet. Dies ist ein Porridge aus Maismehl, zubereitet mit Wasser und etwas Milch. Dieser wird am späten Vormittag abgegeben und ist für die Kinder und Jugendlichen Frühstück und Mittagessen zugleich. Für die Schulspeisung benötigt die Schule 450 USD pro Monat.
ABSCHLUSS und WEITERFÜHRENDE SCHULE
Obwohl „Page Vision“ eine informelle Schule ist, können sich die SchülerInnen für die nationalen Abschlussprüfungen anmelden. Jedes Jahr schneiden mehrere SchülerInnen gut ab und qualifizieren sich für den Besuch weiterführender, staatlicher Schulen. Leider müssen sie diese jedoch oft wieder abbrechen, da die Familie nicht die entsprechenden Schulgebühren aufbringen kann.
Covid19 Auswirkungen
Aufgrund des Ausbruchs von COVID-19 wurden im März 2020 alle Schulen des Landes geschlossen und die Kinder können für den Rest des Jahres nicht in die Schule gehen. Obwohl dies für Kinder weltweit gilt, sind die Kinder aus den Slums betroffen. Die Eltern können sie nicht versorgen, sie haben weder eine sichere Unterkunft noch etwas zu essen. Daher streifen die Kinder derzeit durch die Straßen und betteln oder arbeiten, um ihr eigenes Überleben und das ihrer Familien zu sichern.
Alle Schulen in Kenia bleiben bis Januar 2021 geschlossen. Jedoch gibt es für unsere „Page Vision School“ keine Chance, nächstes Jahr wieder zu öffnen. Da wir weder Klassenzimmer, noch Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen haben, können die vorgeschriebenen Abstands- und Hygieneregeln nicht eingehalten werden. Auf Grund der beengten Verhältnisse im Mathare-Slum, besteht auch nicht die Möglichkeit, weitere Klassenzimmer zu errichten.
Die Umsiedlung der Schule an einen anderen Ort wäre ebenfalls ein Problem, da die Kinder aus den Slums nicht das Fahrgeld aufbringen können, um zu pendeln.
WEG AUS DEM SLUM
Die einzige Möglichkeit, die „Page Vision School“ aus dem Mathare-Slum umzusiedeln und trotzdem die Schülerschaft zu behalten, bestände in der Gründung einer Schule außerhalb des Slums, die sowohl Kinder der Mittelschicht besuchen, die sich das Schulgeld leisten können, als auch unsere bisherigen SchülerInnen, die die Schule kostenfrei besuchen oder gesponsert werden.
Das würde auch bedeuten, dass die Schule als „Boarding school“ aufgebaut wird und über ausreichend Schlafmöglichkeiten verfügt, damit die schutzbedürftigsten SchülerInnen und die Waisenkinder in der Schule bleiben können.
Ein geeignetes Grundstück etwas außerhalb Nairobis wurde bereits gefunden, aber die Kosten von 10.000 USD überschreiten den bisherigen Rahmen der Schule. Die Bemühungern um eine Finanzierung sind im Gange.
NACHHALTIGKEIT
Durch Spenden und Unterstützung von außen kann der Aufbau einer Schule finanziert werden. Für unsere Dienste für die Community in Mathare, haben wir wie bereits erwähnt ein “gemischtes System” entwickelt. Wir werden neben den SchülerInnen aus Mathare, die sich kein Schulgeld leisten können, zahlende SchülerInnen aus Familien der Mittelschicht aufnehmen, die eine gute Einrichtung schätzen.
Zur Finanzierung der Schulgelder für die Kinder und Jugendlichen aus Mathare ist ein Patenschaftsprogramm geplant. Die Sponsoren dafür sollen aus der eigenen Bevölkerung kommen, also Kenianer, die 10 USD pro Monat für ein Kind aufbringen können. Damit soll die Abhängigkeit von ausländischen Gebern vermieden werden. Die Corona-Pandemie zeigt uns auch die Gefahren dieser Abhängigkeit.
Die „Page Vision School“ ist auf Unterstützung angewiesen, um die wichtige Arbeit für die Gemeinschaft in Mathare, die Bildung und Erziehung für diese besonders gefährdeten Kinder und Jugendlichen fortzusetzen.
Bis zum Schuljahresbeginn im Januar 2021 bleiben uns fünf Monate Zeit. Die ersten Schritte sind der Kauf des Grundstücks und die Planung/Bau eines Schulgebäudes.
Die Kosten:
für das Land (2000 m2): 20.000 USD
für das Schulprovisorium: 5000 USD
George Orimba
PBF, Kenia.