Mai 2020: Äthiopien / Lalibela: kritischer Bericht zur Lage

Abebe berichtet kritisch über die Lage in Lalibela  – heute

Abebe Zewdu ist einer unserer kritischen älteren Studenten in Lalibela, der sich in verschiedenen Bereichen bewährt hat, vor allem im Gesundheits- und Pflegebereich gehört ihm Anerkennung als ausgebildeter Health Officer. Heute Dienstag früh berichtet er uns freimütig über die Lage in Lalibela.

Wie geht es dir, Peter? Ich hoffe du bist in Sicherheit! Heute habe ich über die C-19-Situation in Äthiopien nachgedacht. Es gibt unterschiedliche Prognosen und Hypothesen über das Ausmass neuer Fälle im Juni. Heute wurden  C-19-Nachrichten aus Äthiopien bekannt. Wir haben 24’088 bestätigte Fälle, 3 Todesfälle und 75 Heilungen getestet. Das  sind gute Nachrichten für Äthiopien. Ihr denkt bei euch vermutlich nach über die Schwächen unseres Gesundheitssystems, unser mangelndes Problembewusstsein, Nachlässigkeit und schlicht Unwissenheit.

Doch wenn Du heute nach Lalibela kommen würdest, würdest du kaum annehmen, dass eine globale Pandemie in dieser Welt besteht. Ohne Zweifel, es ist eine sehr schwere Krise. Doch die Leute in Lalibela machen noch immer alles wie eh und je, wie sie es sich gewohnt sind. Die wenigen bestehenden Dienstleistungen sind eingeschränkt und der Tourismus ist zu 100% zusammengebrochen. Ansonsten bewegen sich die Leute ziemlich frei, besuchen die Kirchen, gehen auf den Markt, nehmen in Scharen teil bei einer Beerdigung, ja sogar Hochzeiten finden statt mit dem anschliesssenden Sichbetrinken.

Mehr oder weniger arbeitet die Regierung kaum am Transportwesen, die Passagierzahl ist auf die Hälfte reduziert. Es ist kaum ernsthaft zu glauben wie sehr die Behörden den Ausnahmezustand zu belasten scheint!

Letzte Woche, am Freitag, gab es einen Gottesdienst zum St. Georgsfest in Bilbala. So ist es jedes Jahr in Bilbala, einer Kleinstadt unweit von Lalibela. Mein Pragmatismus sagt mir, dass diese Reisenden aus Lalibela nach Bilbala unter Polizeiaufsicht dorthin fahren.  Die Teilnehmerzahl hat sich auf die Hälfte reduziert , doch alle müssen den doppelten Fahrpreis bezahlen. Alle trafen sich dann in der Kirche! Sie reisten dorthin, um in einer chaotischen Atmosphäre sich in Feier und Fest zu treffen. Für mich ist das eine sehr fragwürdige  Angelegenheit! Es ist eine erstaunlich enge Perspektive auch der Behörden. Ich denke, die Menschen in Lalibela sind wie alle anderen Menschen auch: sie führen aus, was ihnen von oben gesagt wird. Ich bin so enttäuscht. Es fehlt an Mut zur Veränderung und Erneuerung. Seit Jahren kämpfe ich so sehr darum, die Unwissenheit meines Volkes zu überwinden gegenüber der Achtlosigkeit und Unaufmerksamkeit, auch von Seiten der Behörden.

PBF wird  sich bemühen, so denke ich, sich noch mehr für Präventionsstrategien einzusetzen. Möglicherweise müssen wir unseren Einsatz für die Ärmsten der Armen weiter intensivieren, und wenn möglich, einmal mehr Desinfektionsmittel an sie abgeben.

Abebe

Please, share this information!