Januar 2020: Äthiopien: Konfliktlösung

PBF im Einsatz für lokale traditionelle Konfliktlösung in Äthiopien

Unsere Arbeit mit lokalen Communities ermöglicht uns zu lernen und konkret beizutragen, Konflikte nach althergebrachter   Art und Weise zu lösen.  Jede Gemeinschaft hat  für diesen Bereich Traditionen, die sich seit Jahrhunderten bewährt haben. So können sich unerschwingliche, teure und fremde Prozesse  erübrigen.

Ein typisches Beispiel dafür ereignete sich vor kurzer Zeit in der Gegend von Lalibela mit Abebe Dereje. Er ist Lastwagenfahrer  bei einer chinesischen Baufirma.

Abebes Bauchgefühl lässt eines sehr frühen Morgens seinen leeren Lastwagen anhalten und gibt Kindern eine Fahrgelegenheit zu ihrer weit entfernten Schule. Sie sind barfuss, sie laufen auf staubigen Strassen in den kalten Morgenstunden ihrem Schulort entgegen – und dies Tag für Tag.

Für Abebe ist dies ein trauriger Tag, der ihn zu einem verhängnisvollen Schicksal führt. Zwei seiner kleinen Passagiere fallen vom Lastwagen herunter. Sie sind schwer verletzt. Ihre Eltern melden den Vorfall der Polizei. Abebe wäre sofort ins Gefängnis gesteckt worden, hätte sich nicht einer der Ältesten der kleinen Ortsgemeinde Kabele eingeschaltet. Er berief mit den Eltern eine Versöhnungssitzung ein, um über das weitere Vorgehen, die Entschädigung und die medizinische Behandlung der Kinder zu entscheiden.

Unter normalen Umständen hätte der Fall Jahre dauern können, und die frustrierten Eltern hätten sogar beschlossen, Gewalt anzuwenden, um die Verletzung ihrer Kinder zu rächen. Mit anderen Ältesten und dem Dorfpriester wurde festgehalten , dass Abebe in guter Absicht handelte,  wollte er doch die Kinder vor einem beschwerlichen langen Schulweg bewahren. Er verstiess dabei gegen das Gesetz.

Die kleine Versöhnungsgruppe setzte sich ein, dass beide Parteien miteinander Kontakt suchten, ins Gespräch kamen und so den Konflikt lösen konnten ohne Rache oder ein  langwieriges Gerichtsverfahren.

Einvernehmlich wurde beschlossen, dass Abebe den Eltern eine finanzielle Abgeltung zahlen muss. Doch sein sehr geringes Einkommen ermöglichte ihm dies  nicht. So gelangte er an Mesay, der PBF Verantwortliche in Lalibela. Dieser hat sich bei PBF erfolgreich eingesetzt für die Vermittlung eines vertraglich geregelten Darlehens zugunsten von Abebe Dereje. Dieser übernimmt auf diese Weise seine Verantwortung und kann die Eltern gemäss gemeinsamer Absprache entschädigen.

Die in jeder Gemeinschaft sehr hochgeschätzten Ältesten werden dafür sorgen, dass der Friede in der Gemeinde aufrechterhalten wird und diejenigen, die etwas falsch gemacht haben, die Verantwortung  für ihr Handeln übernehmen. Mit Gefängnis würde der Streit vieler Familien nur verschärft und die eigentlichen Probleme nicht gelöst.

Der Einsatz von PBF ist typisch für manche ähnliche Fälle, um grösseres Leid zu verhindern. PBF  sieht eine Aufgabe zur Versöhnung beizutragen, gerade bei lokalen Problemen auch traditionelle bewährte Lösungsansätze anzuwenden. Sie trägt auf diese Weise zum Aufbau und zur Erhaltung einer Gesellschaft bei, in der Menschen zueinander Sorge tragen, einander mit Respekt und Würde begegnen – gemäss der UBUNTU-Lebensweise  in der afrikanischen Philosophie.

Dan Amolo

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