Je kleiner die Eidechse, um so größer ist
ihre Hoffnung, ein Krokodil zu werden.

Äthiopisches Sprichwort

In Lalibela gibt es keine Krokodile, und die Kinder im Bergland auf 2500 Meter Höhe haben vermutlich in der Schule gehört, dass es sie im Süden ihres riesigen Landes gibt,  zum Beispiel am Chamosee, der für seine Flusspferde und Krokodile bei den Touristen bekannt ist. Das äthiopische Sprichwort im Titel dieses Textes könnte auch  aus der Gegend vom – viel näheren – Tanasee stammen, wo die Nilpferde, die Warane und die Krokodile leben, übrigens ein See, der äusserst gefährdet ist.

Doch die Wahrheit des Sprichworts trifft das Denken, Hoffen und Empfinden der Kinder von Lalibela nicht weniger als andere «Eidechsen» anderswo. Die kleinen Reptilien sind leicht und überall zu beobachten, die flink sich bewegenden Echsen von grüner  bis brauner Färbung lieben die trockenen, warmen Gebiete des Hochlandes. Die Kinder Lalibelas beobachten sie und träumen von den Krokodilen im Tanasee, nahe der grossen nahe gelegenen Stadt Bahir Dar.  Echsen sind  dem Drachen verwandt, der in der Mythologie der ältesten Kulturen als «geflügelte Echse» die kosmische Ganzheit von Himmel, Erde und Unterwelt symbolisiert. Dem Heiligen Georg, dem Drachentöter, ist die wohl bedeutungsvollste Kirche in ganz Äthiopien geweiht (Felsenkirche Bete Gyorgis in Lalibela).

In der Symbolik steht die Eidechse für unsere Lebenskraft und für unsere Träume. Als Krafttier öffnet sie den Zugang in das Reich der Träume und lehrt uns alle auf die Bedeutung unserer Träume zu achten und ihre Botschaften zu verwirklichen. So ist die Eidechse ein mächtige und hilfreiche Begleiterin um die Wünsche nicht nur der Kinder umzusetzen. Möge sie uns – hier wie dort – lehren unserer Intuition zu vertrauen. Wir wünschen den Kindern, den «Eidechsen»  in Lalibela, die lebensspendende Kraft der Sonne. Sie verheisst ihnen Glück und Segen. Vielleicht die Erfüllung ihrer Träume?

PBF