Januar 2020: Ähtiopien / Lalibela: Genna

Äthiopien, Lalibela: Melkam Genna – ein besonderes Spektakel

Felix Brentrup aus dem Aargau, reiste 2016/2017 für einige Monate nach Lalibela. Offen für alles Neue in diesem fremden Land gelangen dem gut 20jährigen viele prägende Erfahrungen und Begegnungen. Darüber schreibt er in seinem Blog. Vor drei Jahren erlebte Felix das Weihnachtsfest  in der Äthiopisch-orthodoxen Kirche in Lalibela. Und heute ist wiederum Genna. Die Beschreibung (in Auszügen)  trifft auch heute den Kern des Festes.

…Das äthiopische Weihnachtsfest, hier Genna genannt, ist in Lalibela ein ganz besonderes Spektakel. Wie schon erwähnt, ist Lalibela eine der wichtigsten Pilgerstädten der äthiopisch orthodoxen Christenheit. Nach Schätzungen der Regierung sind dieses Jahr ca. 200‘000 Pilger aus dem ganzen Land in diese nicht wirklich grosse  Stadt im Äthiopischen Hochland geströmt. Auf jeden Einwohner kommen 5 Pilger. Es ist einfach unglaublich zu sehen, wie viele Menschen diese kleine Stadt bevölkern. Überall sieht man Pilger in ihren traditionellen weissen Gewändern. Ein Teil kommt in überfüllten Bussen oder auf Ladeflächen von Lastwagen. Der grosse Teil, der sich solche Transportmittel nicht leisten kann, kommt jedoch zu Fuss. Sie haben mitunter wochenlange beschwerliche Märsche hinter sich, bevor sie in Neu-Jerusalem – wie Lalibela auch genannt wird – ankommen.

Sie weilen hier zwei bis drei Tage und feiern Genna. Den Vorweihnachtsabend  sowie den Weihnachtsmorgen verbringen sie in den Kirchen, wo über Stunden Gottesdienst gehalten wird. Daraufhin feiern sie mit ihren Familien und Freunden, trinken Tella, eine äthiopische Bierspezialität, singen und tanzen.

Zu Genna organisieren sich regelmässig Jugendliche – darunter auch etliche PBF-Mitglieder – zu Gruppen, die die vielen Pilger nach ihrer langen Reise in Empfang nehmen. Sie waschen und pflegen ihnen die wunden Füsse und versorgen sie mit Wasser und Nahrung. Manche bieten einigen Pilgern sogar einen Schlafplatz im eigenen Zuhause an….

Ausserdem herrscht, wie man erahnen kann, jedes Jahr zu dieser Zeit auch wirtschaftlich Hochkonjunktur in Lalibela. Die gesamte Stadt verwandelt sich in einen Markt. Die Strassenränder sind von kleinen Ständen gesäumt, wo man von Sonnenbrillen über traditionelle Gewänder bis hin zu Kreuzen und anderen religiösen Gegenständen alles kaufen kann. Auch die Hotelpreise vervielfachen sich. Ein Einzelzimmer unter 130 $ pro Nacht, was hier einem guten Monatsgehalt entspricht, ist nicht zu finden. Nur die Reichsten können sich solche Preise leisten. Pilger, die keine Verwandten in Lalibela haben, bei denen sie unterkommen können, schlafen in improvisierten Zelten oder gar unter freiem Himmel um die Kirchen herum. Und das, obwohl es in der Nacht sehr kalt wird. Aus diesem Grund plant PBF mit dem Amanuel Pilgrims Village ein Zentrum zu errichten, das medizinische Grundversorgung, Mahlzeiten und Unterschlupf für Bedürftige jeglicher Art und wie der Name schon sagt auch Pilger anbietet.

Bislang muss die Gastfreundschaft, wofür die äthiopische Kultur so bekannt ist, in der Weihnachtszeit der Geschäftstüchtigkeit weichen. Trotzdem ist es eben diese Gastfreundschaft, die mir am meisten in Erinnerung bleiben wird. Auch wenn ich nun nach gut 2 ½ Monaten Lalibela verlasse, bin ich mir sicher, dass ich an diesen Ort wiederkehren werde. Lalibela ist nur im wirtschaftlichen Sinne arm, in allen anderen Belangen, sei es nun Natur oder Kultur, ist Lalibela mehr als reich!

Auszug aus: https://bachmann-foundation.org/2017/02/27/februar-2017-aethiopien-blog-von-felix-brentrup-teil1/

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