Schweiz: Interview mit Mesay Mequanent am 24.9.2018 in Schwerzenbach
Vorwort: Mesay ist der Projektverantwortliche der Stiftung in Äthiopien / Nord.
Er arbeitet vor Ort in Lalibela. Mesay weilte auf Einladung einer Freundin der Stiftung, die ihn anlässlich einer Reise durch Äthiopien kennen gelernt hatte. Für gut zwei Wochen war er in St. Gallen, weitere zwei Wochen in Winterthur bei Peter Bachmann. Mesay hat während seinem Aufenthalt in der Schweiz nebst Land und Leuten die direkten Projekt-Mitarbeitenden und verschiedene soziale Institutionen kennen gelernt.
Er hatte auch Gelegenheit, seinem Berufsbild (Bauingenieur) entsprechende Werke wie eine Wasserversorgung, eine Kehrichtverbrennungsanlage, die ETH etc. zu besichtigen. Am 24. September hat er sich mit Thomas Aepli (Stiftungsrat, WebMaster) ausgetauscht.
Interview: Mesay empfindet es als grosses Glück, dass er in jungen Jahren von der Stiftung ins Unterstützungsprogramm für Schüler und Studenten aufgenommen worden war. Nach seinem erfolgreichen Abschluss als Bauingenieur liess er sich von Peter Bachmann 2014 motivieren, sich für die Stiftung einzusetzen. Er versteht sein Engagement einerseits als Dank an die Stiftung für die Unterstützung und andererseits aus Verbundenheit mit seinem Land und seinem Wohnort Lalibela. Obwohl sein Fachgebiet Civil Engineering (Ingenieur im Bauwesen) ist, wird er in seiner täglichen Arbeit vielfach als Social Worker gefordert. Dies vor allem wegen der scheinbar aussichtslosen Lage, in der sich viele Einwohner sehen, z.B. sehr ärmliche Verhältnisse, völlig ungenügende Schulbildung und hohe (Jugend-)Arbeitslosigkeit. Hier mit den beschränkten finanziellen Mitteln umzugehen ist für ihn oft eine Zerreissprobe. Nur ein sorgfältiger Selektions-Prozess für Projektideen und für die Aufnahme von Menschen in ein Unterstützungsprogramm geben ihm die Fakten für eine objektive Auswahl, was im Sinne der Stiftung effektiv „Hilfe zur Selbsthilfe“ werden kann.
Die ungenügende Beschäftigung im Berggebiet von Lalibela ist ein Hauptproblem. Die Landwirtschaft erbringt in dieser kargen Gegend kaum genug für die Ernährung der Bevölkerung, und Industrie ist hier keine angesiedelt. Einzig der zeitweilig boomende Tourismus (Red.: vor allem wegen der berühmten Felsenkirchen von Lalibela, einem UNESCO Weltkulturerbe) bringt Arbeit für viele, aber gleichzeitig auch Probleme mit sich. Zum Beispiel weil das Tourismusgeschäft sehr unstabil ist und vor allem abhängig von der jeweiligen Politik stark schwankt. Auswärtige Geldgeber hinter den Tourismus-Projekten agieren erfahrungsgemäss eher für den schnellen Gewinn denn für die nachhaltige Entwicklung in der Gegend.
Mesay, und mit ihm ein ansehnlicher Teil der lokalen Bevölkerung, sind der Stiftung – der einzigen NGO in der Gegend – sehr dankbar für ihr Engagement. Alle wissen oder befürchten, dass diese Unterstützung nicht unbeschränkt (in Umfang und Zeit) andauern könnte. Ersatz-Szenarien sind derzeit schwierig auszudenken, dann es fehlt schlicht an Partnerorganisationen, mit denen man kooperieren und Last verteilen könnte. Es bleibt also eine wichtige Aufgabe, Hilfe zur Selbsthilfe so zu leisten, dass die Abhängigkeit von PBF laufend verringert werden kann.
Nachtrag: Mesay Mequanent ist ein besonnener Mann, der seine grossen bisherigen Leistungen für PBF nicht in den Vordergrund rückt. Er arbeitet für die Stiftung hart und loyal, obwohl ihm diese nur einen sehr bescheidenen Lohn bezahlt um damit mehr Geld für die Projekte einsetzen zu können. Danke!