März 2017: Äthiopien / Gambella: Aufbauarbeit, Abba Tesfaye Petros

Abba Tesfaye Petros  – seine Entscheidung zu einem  Leben für die Ärmsten in Gambella

Abba Tesfaye Petros gehört zu den eindrücklichsten Menschen, die Peter Bachmann in Äthiopien kennenlernen durfte. Der für das Bistum Verantwortliche Tesfaye leitet als Generalvikar das Bistum. Der zuständige Bischof ist krank und lebt in Italien.  Tesfaye ist südöstlich von Addis Abeba in der Region Oromia geboren und aufgewachsen. Sein Vater arbeitete für katholische Missionare. Deshalb ging der junge Tesfaye Petros auf deren Schule. Schon mit 12 traf er die Entscheidung, selbst einmal Pfarrer werden zu wollen. Nach abgeschlossener Highschool, 3 Jahre Philosophie- und 4 Jahre Theologiestudium wurde er schliesslich zum katholischen Priester geweiht. Daraufhin fand er einen gut bezahlten Job als Lehrer in einer katholischen Schule in Äthiopiens Millionenhauptstadt Addis Abeba.

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Nach einem Jahr bat er jedoch um eine Versetzung nach Gambella. Der damalige Erzbischof (und heutige Kardinal) in Äthiopien konnte es kaum glauben und versicherte sich, dass der junge Pfarrer noch bei Verstand war, bevor er der Bitte dankend nachkam. Da Gambella von Malaria verseucht und die Hitze zeitweise beinahe unerträglich ist, lassen sich kaum Pfarrer finden, die dort freiwillig leben und arbeiten – und schon gar nicht wenn diese eigentlich einen begehrteren und gut bezahlten Job innehaben. Abba Tesfaye war sich bewusst, dass die dortigen Lebensumstände nicht leicht sind. Zu jener Zeit herrschte zu allem Übel ein blutiger Konflikt zwischen den Highlandern, denen er angehört, und den Anyuaks, für die er sich einsetzen wollte. Doch Abba Tesfaye war nicht etwa von Abenteuerlust getrieben, er hatte sich auch entschieden, sein Leben den Ärmsten der Armen zu widmen.

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Als er vor 12 Jahren schliesslich in seiner neuen Heimat ankam, gab ihm der Bischof ein Missionsgebiet entlang des Baros, wo die Dörfer der Anyuaks liegen. So begann er in einem dieser Dörfer seine erste Mission aufzubauen. Glücklicherweise nahmen ihn die Dorfbewohner trotz des anhaltenden Konflikts freundlich auf. Schon kurze Zeit später kamen die Anführer der umliegenden Dörfer und baten ihn ebenfalls in ihre Dörfer zu kommen. Mittlerweile setzt sich  Abba Tesfaye unermüdlich ein in sieben Dörfern.  Dort leben 6‘500 Einwohner.

 

Tiefgehend soziales Engagement

Die klassische  Missionsarbeit wie sie früher verstanden wurde  steht für Abba Tesfaye im Hintergrund. Für ihn zählt die soziale Arbeit für diese von Staat und bekannten Hilfswerken vergessenen Menschen. Das Engagement von ihm und seinen Pfarrerkollegen in Gambella lässt sich in fünf Kategorien einteilen, die teilweise miteinander eng verbunden sind:

Landwirtschaft:
Das Bistum verfügt über ein Stück Land. Für die Landwirtschaftliche Nutzung von diesem werden Dorfbewohner eingestellt. Nicht nur wird ihnen damit ein regelmässiges Einkommen ermöglicht, es werden auch Techniken und Kenntnisse für effektiven Ackerbau vermittelt, die für Bewirtschaftung der eigenen Felder in den Dörfern angewendet werden können.

Altersarbeit:
Ein Teil des Ertrages wird verkauft, um die  Löhne der Angestellten bezahlen zu können. Ein anderer Teil wird jedoch dafür genutzt, regelmässig Nahrung an die alten und vernachlässigten Bewohner zu verteilen. In den Kulturen der Anyuak und der Nuer besteht die Tradition, sich um seine Eltern zu kümmern, wenn diese nicht mehr selbst für sich sorgen können, nur in sehr geringen Masse. Sind die Alten nicht mehr in der Lage sich selbst Nahrung zu beschaffen, leiden sie oft Hunger und leben von den Essenresten der jüngeren Dorfbewohner.

Trinkwasser:
Auf jedem der Missionsgelände steht eine Wasserpumpe, mit der sich ganzjährlich trinkbares Grundwasser an die Oberfläche pumpen lässt. Es besteht zwar an den meisten Orten Gambellas kein Wassermangel an sich, das Wasser des Baros und der Wasserlöcher ist jedoch oft ungeniessbar und kann Krankheiten übertragen.

Bildungsarbeit:
Der grösste Aufwand wird für die Jugend betrieben. Die Pfarrer sind überzeugt, dass der beste Weg, die genannten gesellschaftlichen Probleme zu bekämpfen, bei der Förderung der Jugend durch Bildung liegt. Wie schon erwähnt werden Kindergärten und Primarschulen unterhalten. Leider reicht es jedoch nicht Schulen zu bauen, Lehrer einzustellen und Schuluniformen, Hefte und Stifte zu verteilen, damit die Kinder auch zur Schule kommen. Der dritte Teil des Ertrages der Felder wird dazu genutzt, in den Schulen Essen zu verteilen, damit die Schüler nicht während der Schulzeit fischen müssen. Dank der Mühlen müssen die Kinder auch nicht mehr auf traditionelle Weise den Mais zu Mehl stampfen und können stattdessen zur Schule gehen. Ausserdem ist es unerlässlich, dass die Eltern über die Wichtigkeit der Bildung ihrer Kinder aufgeklärt und überzeugt werden, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Das ist nur möglich, da den Priestern für ihr vielseitiges Engagement sehr viel Anerkennung und Wertschätzung entgegengebracht wird.

Der Kampf für bessere Bildung hört jedoch nicht mit der 8. Klasse auf. Jugendliche werden für eine fortführende Bildung an den High Schools in den umliegenden Städten unterstützt. Auch für Ausbildungen an der Berufsschule oder Universität werden vor allem für junge Frauen monatliche Beiträge ausgezahlt. Durch die Förderung der höheren Bildung von Frauen soll frühe Heirat und Schwangerschaft verhindert werden.

Getreidemühlen:
Nicht nur ermöglichen Mühlen Kindern zur Schule zu gehen, sie verhindern auch, dass Frauen und Kinder kilometerweit durch den Busch laufen müssen, um zu einer anderen öffentlichen Mühle zu gelangen. Diese langen Wege bergen ein grosses Risiko, da die Frauen dabei den Angriffen von feindlichen Stämmen oder von wilden Tieren hilflos ausgeliefert sind.

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